Page 13 - Bildungsgrundsätze NRW
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Pädagogische Grundlagen und Ziele    11






          Pädagogische Grundlagen und Ziele





          Die Grundsätze zur Bildungsförderung für   der Familie wird nicht nur die (Weiter-)Entwick-
          Kinder von 0 bis 10 Jahren in Kindertagesbe-   lung grundlegender Fähigkeiten und Fertigkei-  Bildung im familiären
          treuung und Schulen im Primarbereich in   ten des Kindes ermöglicht und gefördert, im fa-  Kontext
          Nordrhein-Westfalen richten sich in erster Li-  miliären Kontext finden auch unterschiedliche
          nie an die  Träger und Fachkräfte der Kinder-   Bildungsprozesse statt, die die intellektuellen
          tageseinrichtungen, Kindertagespflege und an    und sozialen Fähigkeiten eines Kindes, seine
          die Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräf-  Bildungsmotivation und Bildungschancen lang-
          te in den Grundschulen. Die pädagogische   fristig erheblich beeinflussen können.
          Grundeinstellung der Fach- und Lehrkräfte in   Eltern  geben ihren Kindern Orientierungshil-
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          den  Bildungsinstitutionen,  ihr  Bild  vom  Kind   fen,  eröffnen  wichtige  Entfaltungsmöglichkei-
          und  die  sich  daraus  ergebenden  Haltungen   ten und treffen bedeutsame Bildungsentschei-
          und Handlungen spielen eine wesentliche Rolle   dungen. So wird über die Familie der Zugang
          für die bestmögliche Entwicklung des Kindes   zu anderen (früh-)kindlichen Bildungsange-
          und die Entfaltung seiner Kompetenzen und   boten gelenkt. Gleichzeitig wirken Bildungsin-
 A. Bildung im Blick  Potenziale.                  stitutionen in  die Familie  hinein, sodass  eine
                                                   Wechselbeziehung zwischen der Bildungswelt
          Im Blickpunkt steht dabei, wie das Kind in der   Familie und anderen Bildungsinstitutionen ent-
          aktiven  Auseinandersetzung mit seiner Um-  steht.
          gebung auf der Grundlage seiner bisherigen
          Lebenserfahrung in seinen (Selbst-)Bildungs-  Kindertageseinrichtungen und Kindertages-
          prozessen von Erwachsenen begleitet und   pflege sind außerfamiliäre Lebensräume, die   Bildung, Erziehung und
          unterstützt werden kann. Bildungsprozesse   die frühkindliche Bildung in der Familie ergän-  Betreuung
          entstehen auf der Grundlage von Selbstbil-  zen und unterstützen. Ziel der Bildungs-, Erzie-
          dungspotenzialen,  die  jedes  Kind  von  Geburt   hungs- und Betreuungsarbeit in der Kinderta-
          an mitbringt, in interaktiven Beziehungen und   geseinrichtung und in der Kindertagespflege
          Situationen. Im sozialen Austausch und in kon-  ist, das Kind in der Entwicklung seiner Persön-
          kreten Lebenssituationen entwickeln und diffe-  lichkeit individuell, ganzheitlich und ressour-
          renzieren sich diese weiter. Somit kommt der   cenorientiert herauszufordern und zu fördern.
          Familie  als erstem sozialem Kontext eine fun-  In der Grundschule wird diese Bildungs- und
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          damentale Rolle für die frühkindlichen Lern-   Erziehungsarbeit weitergeführt und um einen
          und Bildungsprozesse zu.                 fachbezogenen, kompetenzorientierten Blick
                                                   auf das einzelne Kind erweitert.
          Für das Kind ist die Familie der wichtigste Be-
          zugspunkt. Sie bildet die entscheidende Basis   Neun von zehn Grundschulen in Nordrhein-
          für den  Verlauf der kindlichen Entwicklung.   Westfalen arbeiten als offene Ganztagsschule
          Dies trifft in ganz besonderer  Weise auf die   (OGS) eng mit einem Träger der Jugendhilfe,
          Phase der frühen Kindheit zu, gilt aber – wenn   mit Musikschulen, Sportvereinen und ande-
          auch in sich verändernder Form – für das ge-  ren freien  Trägern zusammen. In der Regel
          samte Kindes- und Jugendalter. Die Familie ist   übernimmt  ein  Träger  der  freien  Jugendhilfe
          der  prägende  Ort  für  die  Persönlichkeitsent-  die Gesamtverantwortung für die außerunter-
          wicklung von Kindern und Jugendlichen. Hier   richtlichen  Angebote der offenen Ganztags-
          werden die Grundlagen gelegt für moralische   schule.  Die  Zusammenarbeit  von  Schule  und
          Orientierungen sowie sozial-emotionale Fähig-  Jugendhilfe wird in einem Kooperationsvertrag
          keiten und Fertigkeiten. Im Zusammenleben in   zwischen Kommune, Schule und freiem Träger





                                                   2  Mit „Familie“ sind alle Formen des Zusammenlebens von Erwachsenen und Kindern gemeint.
                                                   3  Mit „Eltern“ sind die primären Bezugspersonen des Kindes gemeint.
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